knapp, teuer und unerwartet klimaschädlich
Kernaussagen
Seit Jahrtausenden wird mit Holz geheizt und auch heute trägt Holz zur Wärmeversorgung bei. Aber der Einsatz von Holz zum Heizen kann nur wenig ausgeweitet werden:
- In Deutschland mehr Holz als Brennstoff zu produzieren, ist kaum vorstellbar. Wissenschaftlicher Konsens ist, dass mit einer relevanten Steigerung der Produktion von Scheitholz, Pellets oder Hackschnitzeln nicht gerechnet werden kann, ohne massive Eingriffe in Landschaft und Landwirtschaft zu benötigen.
- Der Klimawandel senkt die Produktivität der Wälder. Durch zunehmende Trockenheit in der Vegetationsperiode und den damit verbundenen Folgen, wie absterbende Bäume, Insektenbefall (Borkenkäfer) oder Stürme und Waldbrände wird der Wald stark verändert. Seit 2019 wird erheblich mehr Schadholz eingeschlagen und welche Baumarten zukünftig gute Erträge liefern können, ist unklar.
- Zahlreiche Staaten schauen sich gegenwärtig nach klimafreundlichen Energierohstoffen um, um damit fossile Energieträger wie Kohle, Gas und Öl zu ersetzen. Das führt schon heute dazu, dass Holz und Pellets nicht in nachhaltiger Forstwirtschaft produziert werden, sondern für unseren Brennstoffbedarf Wälder und andere Ökosysteme im Kahlschlag abgeerntet werden. Die Hoffnung auf den Import großer Mengen an preiswerten und zugleich ökologisch verträglichen Energieholz ist nicht realistisch und der Import sollte uunter Umständen sogar unterbunden
werden. - Vieles deutet darauf hin, dass der Preis für Energieholz dem Preis für andere Energieträger folgt und deutlich steigen wird. Holz ist eine der wenigen grundsätzlich nachhaltig produzierbaren Energieträger, der leicht transportiert werden kann; daher wird sich ein teilweise internationaler Wettbewerb zahlungskräftiger Kunden entwickeln.
- Die Verbrennung von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft ist einigermaßen klimafreundlich. Die Verbrennung von Holz aus Kahlschlag ist dagegen sogar noch klimaschädlicher als die Verbrennung fossiler Energieträger.
- Auf der Suche nach Lösungen für die Klimakrise wird Holz mit vermeintlich gutem Gewissen in Öfen verfeuert, aber häufig deutlich mehr als nötig. Jedes zweite Scheit, welches in den Ofen wandert, ersetzt keine fossilen Energieträger, sondern macht die Wohnung gemütlich extra warm. Das scheinbar klimafreundliche Holz ermutigt die Menschen dazu, mit gutem Gewissen mehr zu Heizen als nötig ist.
Wir möchten damit alle Lokalpolitiker und Lokalpolitkerinnen und alle Wohnungsbesitzenden warnen, sich auf die Zukunftsperspektive von leicht verfügbarem und billigem Holz zu verlassen. Seien sie kritisch und stellen sie sicher, dass Sie nur das Holz verplanen, das regional sicher und dauerhaft zur Verfügung steht. Reden Sie ggf. mit Ihren Forstämtern
In diesem Podcast Interview von Deutschlandfunk Kultur wird die Studie vorgestellt:
Textversion
Dieser Text wurde maschinell aus dem PDF Original erzeugt und enthält keine Abbildungen
Heizen mit Holz
knapp, teuer und unerwartet klimaschädlich
Heizen mit Holz
knapp, teuer und unerwartet klimaschädlich
Policy-Paper Wärmewende 01-2022
Autoren:
Clausen, Jens; Ehrhardt, Helge, Huber, Michael; Linow, Sven; Seifert, Thomas; Beisheim, Mirco
Veröffentlicht unter CC BY-SA 4.0
Policy-Paper Wärmewende 01-20222
Policy-Paper Wärmewende 01-2022
Einleitung …………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………… 3
Kernaussagen……………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………. 4
01: Heizen mit Holzbrennstoffen ………………………………………………………………………………………………………………………………………………. 5
02: Zusätzliche Holzpotenziale sind nicht verfügbar ……………………………………………………………………………………………………………. 7
03: Der Klimawandel gefährdet die Verfügbarkeit von Brennholz ……………………………………………………………………………………. 8
04: Import ist keine Lösung. Auch andere Länder benötigen ihr Holz als Energiequelle ……………………………………………… 10
05: Holzbrennstoffe werden gegenwärtig deutlich teurer …………………………………………………………………………………………………. 12
06: Die Verbrennung von Holz kann mit überraschend hohen Treibhausgasemissionen verbunden sein ………………. 13
07: Kamine und Kaminöfen ………………………………………………………………………………………………………………………………………………………… 15
08: Womit heizen wir angesichts begrenzter Holzverfügbarkeit? ……………………………………………………………………………………. 17
Quellen ……………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………… 18
Impressum ……………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………….. 20
Inhaltsverzeichnis3
Policy-Paper Wärmewende 01-2022
Die Bundesregierung plant gesetzlich vorzuschreiben, dass ab dem 1.1.2024 nur noch Heizungsanlagen installiert
werden dürfen, die zu 65 % oder mehr mit regenerativen Energien betrieben werden. Die bisher stark verbreiteten
Erdgas- und Ölheizungen dürfen dann nicht mehr eingebaut werden, auch nicht als Ersatz für ältere Anlagen. Viele
Menschen gehen davon aus, dass dann das Heizen mit Holz wieder an Bedeutung gewinnen wird.
Wenn man sich die Argumente des Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband e.V. (DEPV) anschaut, dann erschien dies
noch vor wenigen Jahren als nachhaltige und aussichtsreiche Perspektive (DEPV, 2018), denn Holz für die Pellets stand
aus Sicht des DEPV als nachwachsender, klimafreundlicher Rohstoff in großer Menge zur Verfügung. Dabei nehme der
deutsche Wald an Fläche und Holzvorrat kontinuierlich zu. Und wenn immer mehr Menschen mit Pellets heizen „ließe
sich auf eine kostengünstige Weise enorm viel CO 2 einsparen und wir würden unsere Klimaziele schneller erreichen!
Auf der Basis der durchschnittlich in Deutschland eingeschnittenen Holzmenge und der dabei anfallenden Sägespäne
können bei uns Pellets für mehr als eine Million Heizungen hergestellt werden.“
Ähnlich positiv sieht das die Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe (2021). Aus ihrer Sicht ist das Heizen mit
Holzpellets nicht nur „hoch effizient und besonders emissionsarm, sondern erfreut sich auch zunehmender Beliebtheit.
Vom kleinen Pelletofen bis hin zu Heizwerken im Megawattbereich, von der Mietwohnung über Einfamilienhäuser bis
zu Bioenergiedörfern und städtischen Quartieren: Holzpellets liefern in den verschiedensten Anwendungsbereichen
erneuerbare und weitgehend klimaneutrale Wärme.“
Aber ist überhaupt genug Holz für alle da? Wir müssen ja nicht nur eine Million heute fossil versorgte Heizungen
ersetzen, sondern ca. 20 Millionen. Und wie wird sich in den nächsten Jahren des Klimawandels die Menge an Holz
entwickeln, die verfügbar ist? Wie teuer werden Holzbrennstoffe, wenn sie am Markt knapp werden? Diese und weitere
Fragen wollen wir Ihnen auf den folgenden Seiten beantworten.
Der Wald im Harz bei den Taubenklippen im Mai 2022 (Foto: Laurin Mathes)
Einleitung4
Policy-Paper Wärmewende 01-2022
Kernaussagen
Seit Jahrtausenden wird mit Holz geheizt und auch heute trägt Holz zur Wärmeversorgung bei. Aber der Einsatz von
Holz zum Heizen kann nur wenig ausgeweitet werden:
• In Deutschland mehr Holz als Brennstoff zu produzieren, ist kaum vorstellbar. Wissenschaftlicher Konsens ist, dass
mit einer relevanten Steigerung der Produktion von Scheitholz, Pellets oder Hackschnitzeln nicht gerechnet werden
kann, ohne massive Eingriffe in Landschaft und Landwirtschaft zu benötigen.
• Der Klimawandel senkt die Produktivität der Wälder. Durch zunehmende Trockenheit in der Vegetationsperiode
und den damit verbundenen Folgen, wie absterbende Bäume, Insektenbefall (Borkenkäfer) oder Stürme und
Waldbrände wird der Wald stark verändert. Seit 2019 wird erheblich mehr Schadholz eingeschlagen und welche
Baumarten zukünftig gute Erträge liefern können, ist unklar.
• Zahlreiche Staaten schauen sich gegenwärtig nach klimafreundlichen Energierohstoffen um, um damit fossile
Energieträger wie Kohle, Gas und Öl zu ersetzen. Das führt schon heute dazu, dass Holz und Pellets nicht in
nachhaltiger Forstwirtschaft produziert werden, sondern für unseren Brennstoffbedarf Wälder und andere
Ökosysteme im Kahlschlag abgeerntet werden. Die Hoffnung auf den Import großer Mengen an preiswerten und
zugleich ökologisch verträglichen Energieholz ist nicht realistisch und der Import sollte u.U. sogar unterbunden
werden.
• Vieles deutet darauf hin, dass der Preis für Energieholz dem Preis für andere Energieträger folgt und deutlich steigen
wird. Holz ist eine der wenigen grundsätzlich nachhaltig produzierbaren Energieträger, der leicht transportiert
werden kann; daher wird sich ein teilweise internationaler Wettbewerb zahlungskräftiger Kunden entwickeln.
• Die Verbrennung von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft ist einigermaßen klimafreundlich. Die Verbrennung von
Holz aus Kahlschlag ist dagegen sogar noch klimaschädlicher als die Verbrennung fossiler Energieträger.
• Auf der Suche nach Lösungen für die Klimakrise wird Holz mit vermeintlich gutem Gewissen in Öfen verfeuert, aber
häufig deutlich mehr als nötig. Jedes zweite Scheit, welches in den Ofen wandert, ersetzt keine fossilen Energieträger,
sondern macht die Wohnung gemütlich extra warm. Das scheinbar klimafreundliche Holz ermutigt die Menschen
dazu, mit gutem Gewissen mehr zu Heizen als nötig ist.
Wir möchten damit alle Lokalpolitiker und Lokalpolitkerinnen und alle Wohnungsbesitzenden warnen, sich auf die
Zukunftsperspektive von leicht verfügbarem und billigem Holz zu verlassen. Seien sie kritisch und stellen sie sicher, dass
Sie nur das Holz verplanen, das regional sicher und dauerhaft zur Verfügung steht. Reden Sie ggf. mit Ihren Forstämtern.5
Policy-Paper Wärmewende 01-2022
01: Heizen mit Holzbrennstoffen
Mehr als die Hälfte der in Deutschland zur Erzeugung von
Wärme in Industrie und Haushalten eingesetzten Ener-
gie wird durch das Verbrennen von Erdgas und Heizöl er-
zeugt. Auch aus Strom und Kohle wird in großen Mengen
Wärme erzeugt. Mit 13,4 % rangieren die erneuerbaren
Energien auf dem vierten Platz. Unter ihnen dominiert
die Bioenergie, zu der auch die Holzbrennstoffe gehören.
Bei etwa zwei Drittel der in Deutschland heute zur Wär-
megewinnung eingesetzten erneuerbaren Energie han-
delt es sich um Brennholz wie Scheitholz, Hackschnitzel,
Späne, Pellets sowie um etwas Stroh. Insgesamt werden
117 TWh Holzbrennstoffe verbraucht.
Von den insgesamt ca. 700 TWh Energie, die in privaten
Haushalten für die Raumwärme eingesetzt werden, sind
also ca. 10 % Scheitholz, Hackschnitzel und Pellets. Ver-
heizt werden davon etwa zwei Drittel in Kaminen und
Kaminöfen, die meist eine Zusatzheizung darstellen.
Etwa ein Drittel wird in Zentralheizungsanlagen, z.B. in
Form von Holzpellets oder Hackschnitzeln, verfeuert.
Daneben kann Holz auch in Heizwerken und Heizkraft-
werken als Brennstoff für Wärmenetze eingesetzt wer-
den.
Die Statistik der Wärmeerzeuger des Bundesverbandes
der deutschen Heizungsindustrie weist für das Jahr 2020 ei-
nen Bestand von ca. 900.000 Biomasseheizanlagen aus
(BDH, 2021).
Abbildung 1: Energieeinsatz zur Wärmeerzeugung in Deutschland 2020
Quelle: Agentur für Erneuerbare Energien e.V. (2022)
Heizen mit Holz
Etwa 10 % der Raumwärme wird durch das Verfeuern von
Holz in Zentralheizungen, Kaminen und Kaminöfen erzeugt.
Nutzer von Kaminen und Kaminöfen wohnen dabei durch-
schnittlich in größeren Häusern oder Wohnungen und ver-
brauchen ca. 20 % mehr Heizenergie pro m 2 als die Nutzer
von Wohnungen ohne Kaminofen. Das weist nicht auf einen
sparsamen und nachhaltigen Einsatz wertvoller Energie hin.6
Policy-Paper Wärmewende 01-2022
01: Heizen mit Holzbrennstoffen
Kleinere Anlagen in Einzelhäusern werden oft mit Holz-
pellets betrieben, größere auch mit Hackschnitzeln. Der
Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband e.V. (DEPV,
2022) erwartet für 2022 eine Pelletproduktion von ca.
3,6 Mio. t (ca. 18 TWh).
Kamine und Kaminöfen sind als Zusatzheizung in
Einfamilienhäusern sehr verbreitet und finden sich in
Deutschland in etwa jeder vierten Wohnung (BDEW,
2020). Eine Untersuchung von CO2-Online findet sie
in jedem dritten Ein- oder Zweifamilienhaus, wobei die
Wohnfläche von Gebäuden mit solchen Zusatzheizungen
größer ist, als der Durchschnitt (CO2-Online, 2018).
Kamine oder Kaminöfen werden überwiegend mit
Scheitholz betrieben und tragen dort, wo sie vorhanden
sind, nicht unerheblich zur Wärmeversorgung bei.
Der Bericht von CO2-Online dokumentiert eine jährliche
Wärmemenge von ca. 45 kWh/m2, die durch Holzheizung
in Kaminöfen erzeugt wird. Der Wärmeverbrauch in
Gebäuden mit Zusatzheizung liegt dabei 20 % höher als
in Gebäuden ohne Zusatzheizung (CO2-Online, 2018).
Bundesweit lässt das auf ca. 42 TWh Energie schließen,
die in Kaminöfen und Kaminen verfeuert werden, dies
entspricht knapp zwei Drittel der zum Heizen von
Haushalten eingesetzten biogenen Festbrennstoffe
(BDEW, 2020).
Abbildung 2: Nutzung von Holzbrennstoffen
Quelle: BDEW (2020).7
Policy-Paper Wärmewende 01-2022
02: Zusätzliche Holzpotenziale sind nicht verfügbar
Holz steht zur Energieerzeugung zwar grundsätzlich zur
Verfügung, die Potenziale sind aber begrenzt. Weitge-
hende Einigkeit herrscht dahingehend, dass die energe-
tische Nutzung von biologischen Abfall- und Reststoffen,
Landschafts- und P flegeholz wie auch die Umwandlung
in Biogas einen Beitrag zur Strom- und Wärmeversor-
gung leisten können. Weitere Nutzungen bestehen in
der Verbrennung von Feuerholz, Pellets und Stroh wie
auch in der Nutzung von Anbaubiomasse, z.B. in Biogas-
anlagen. Insgesamt schätzt das Umweltbundesamt die
dauerhaft vorhandenen Potenziale auf ca. 170 TWh/a
ein, wobei die verfügbare Menge in Zukunft eher klei-
ner wird (Umweltbundesamt, 2022). Als holzartige Fest-
brennstoffe stehen von dieser Menge ca. 70 bis 80 TWh
zur Verfügung.
Mit Blick darauf, dass diese Menge an Energie bereits
seit dem Jahr 2010 kontinuierlich genutzt wird (vgl.
Abbildung 3) und seither kaum noch steigt ist aber ver-
gleichsweise klar, dass die Nutzung holzartiger Biomasse
nicht deutlich ausgeweitet werden kann.
Auch die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopol-
dina weist darauf hin, dass die Verwendung von Biomas-
se als „Vermeidungsstrategie im globalen Klimawandel“
ungeeignet ist (Leopoldina, 2013) „Die direkte Nutzung
von Biomasse als Rohstoff für industrielle energetische
Nutzung verbietet sich wegen der geringen Effizienz und
der vielfältigen Nebenwirkungen.“ Damit erscheint aber
auch eine Ausweitung der Mengen als wenig hilfreich.
Allenfalls Abfall- und Reststoffe sollten energetisch ge-
nutzt werden.
In der Studie „Biomasseheizkraftwerke in Deutschland
bis 2020“ resümiert Trend Research zur Verfügbarkeit
von Altholz: „Bei einzelnen Holzfraktionen, wie beispiels-
weise Altholz, werden die zur Verfügung stehenden Po-
tenziale bereits vollständig ausgeschöpft“ (Piest, 2021).
Der NABU (2022) und andere Verbände weisen eben-
falls auf Knappheit hin sowie darauf, dass die Altholzver-
brennung in Deutschland den Bedarf an Frischholz für
die Herstellung von Spanplatten in die Höhe treibt. Die
Verfügbarkeit von Waldholz wiederum wird zunehmend
durch den Klimawandel eingeschränkt.
Abbildung 3: Nutzung von holzartigen Festbrennstoffen in deutschen Haushalten
Quelle: BMWK (2022)8
Policy-Paper Wärmewende 01-2022
03: Der Klimawandel gefährdet die
Verfügbarkeit von Brennholz
In vielen Landstrichen verdorren in den letzten Jahren
Bäume und Sträucher. Bilder aus den Mittelgebirgen
zeigen ganze Hänge, an denen die Bäume vertrocknet
sind (vgl. Titelbild). Von Januar 2018 bis einschließlich
April 2021 wurden in Deutschland auf rund 500.000
Hektar Fläche Baumverluste verzeichnet. Der Verlust
entspricht fast fünf Prozent der gesamten Wald fläche
und ist damit erheblich höher als bisher angenommen
(Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, 2022).
Schätzungen zufolge wurden in Europa im Zeitraum
1950-2000 jedes Jahr ca. 35 Mio. m3 Holz, d. h. 8,1
% des gesamten Holzeinschlags, hauptsächlich durch
Stürme und Borkenkäfer geschädigt, wobei es große
Schwankungen gab (European Commission. Joint
Research Centre., 2021). Im Jahr 2018 aber lag diese
Zahl bei über 100 Millionen m3. Insektenbefall (+602
%), Waldbrände (+231 %) und Stürme (+140 %) haben
im Vergleich zu 1971-1980 in Europa insbesondere
im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts drastisch
zugenommen und es wird erwartet, dass solche
Störungen aufgrund des Klimawandels in Zukunft
häufiger und intensiver auftreten werden (Seidl et
al., 2017). Der Klimawandel wird den Wald durch
Veränderungen der Niederschläge, der Temperatur wie
auch durch Dürren und Stürme verändern, was sich auf
die Holzproduktion, die Kohlenstoffspeicherung und
andere Ökosystemleistungen auswirken wird (Lindner
et al., 2014; Senf, Buras, Zang, Rammig, & Seidl, 2020).
Das statistische Bundesamt dokumentiert, dass
der Anteil des Schadholzeinschlags am gesamten
Holzeinschlag in den Jahren seit 2018 drastisch zunimmt
(Abbildung 4).
Abbildung 4: Entwicklung des Holzeinschlags und des Schadholzeinschlags in Deutschland
Quelle: Destatis (2022)
Impressum
Die Policy Paper-Reihe zur Wärmewende stellt knapp und evidenzbasiert relevante Fakten mit Bedeutung für die
Wärmewende dar. Sie richtet sich an politische EntscheiderInnen auf kommunalpolitischer Ebene, aber auch an Akteure
aus Wirtschaft, Journalismus und Zivilgesellschaft und die am jeweiligen Thema interessierten Öffentlichkeit.
Dieser Text wurde von Mitgliedern der „Scientists for Future” verfasst und durch Kollegen und Kolleginnen hinsichtlich
der wissenschaftlichen Qualität (insbesondere der Belegbarkeit von Argumenten) ausführlich geprüft.
Dieses Projekt wurde unter dem Förderkennzeichen: 372223V284 gefördert durch das Umweltbundesamt und das
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Die Mittelbereitstellung
erfolgt auf Beschluss des Deutschen Bundestages.
Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autorinnen und Autoren.
Zitiervorschlag: Clausen, Jens; Ehrhardt, Helge, Huber, Michael; Linow, Sven; Seifert, Thomas; Beisheim, Mirco (2022).
Heizen mit Holz: knapp, teuer und unerwartet klimaschädlich. Policy Paper der Scientist for Future. Berlin.
Veröffentlicht unter CC BY-SA 4.0
Scientists for Future (S4F) ist ein überparteilicher und überinstitutioneller Zusammenschluss von Wissenschaftler:innen,
die sich für eine nachhaltige Zukunft engagieren. Scientists for Future bringt als Graswurzelbewegung den aktuellen
Stand der Wissenschaft in wissenschaftlich fundierter und verständlicher Form aktiv in die gesellschaftliche Debatte
um Nachhaltigkeit und Zukunftssicherung ein.
Mehr Informationen unter: www.de.scientists4future.org
An der Erstellung dieses Textes waren beteiligt:
Clausen, Jens; Ehrhardt, Helge, Huber, Michael; Linow, Sven; Seifert, Thomas; Beisheim, Mirco
Kontakt: